30.11.2021
Das war die deutsch-französische KI-Konferenz AIxIA 2021
Bei der deutsch-französischen Konferenz zur angewandten Künstlichen Intelligenz AIxIA, die am 18. und 19. November 2021 bereits zum dritten Mal – Corona-bedingt komplett digital – stattfand und mehr als 200 Teilnehmer*innen aus 8 Ländern lockte, gab es hochkarätige Keynotes, Workshops und viel Zeit zum Netzwerken.
„Die Künstliche Intelligenz zählt zu den bedeutendsten Innovationen unserer Zeit – und ist vielleicht die disruptivste technologische Neuerung seit der Erfindung der Dampfmaschine,“ betonte Stefan Schnorr, Leiter der Abteilung Digital- und Innovationspolitik beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, gleich zu Beginn der AIxIA. „Vor allem in der Industrie 4.0 wird der Einsatz Künstliche Intelligenz immer wichtiger. Dabei geht es nicht mehr länger nur darum, bestehende Prozesse zu automatisieren und die Effizienz innerhalb der Produktion zu steigern. Vielmehr werden mithilfe von KI völlig neue, datenbasierte Geschäftsmodelle entwickelt.“
Die Deutsch-französische Vernetzung zu Industrie 4.0 und angewandter Künstlicher Intelligenz leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Und so war es wenig verwunderlich, dass auch 2021 wieder über 200 Teilnehmer*innen aus 8 Ländern bei der vom Digital Hub Karlsruhe in Kooperation mit dem Hub France IA veranstalteten deutsch-französische KI-Konferenz AIxIA live mit dabei waren. Genau das will das Konsortium mit dem Projekt „Deutsch-französische Vernetzung“ erreichen: Gemeinsam mit französischen Innovationstreibern verschiedener Regionen analysiert es technologische und ökonomische Schwerpunkte, vernetzt in Working Groups und themenspezifischen Workshops Unternehmen und Forschungseinrichtungen beider Länder miteinander und bietet Unterstützungsleistungen für KI-Startups.
Im Einsatz: 20 Screens für das technische Setting im Veranstaltungsraum des CyberForum durch die Pink Event Service GmbH & CO.KG. Im Hintergrund: Die Moderatoren Gaëlle Pinson (links) und Gennadi Schermann (rechts)
„Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich trägt entscheidend dazu bei, dass wir die europäische Innovationskraft und Wirtschaft stärken,“ sagte Mathieu Weill, Leiter der Abteilung für digitale Wirtschaft im französischen Wirtschaftsministerium, im Rahmen Eröffnung der AIxIA. „Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigen inzwischen bereits mehrere bilaterale KI-Projekte, die sich unter anderem mit der frühzeitigen Erkennung von Epidemien und der energetischen Sanierung von Gebäuden beschäftigen. Durch sie wird auch deutlich, wie Künstliche Intelligenz die Probleme unserer Zeit lösen und unser aller Leben verbessern kann.“
AIxIA: Vom Supermarkt der Zukunft bis hin zu AIoT
Eran Kravitz, CTO und Mitgründer von Shopic, widmete die erste Keynote des Tages dem Supermarkt der Zukunft. Am Grundkonzept des Supermarkt wie er heute auf der ganzen Welt bekannt ist, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten wenig verändert. Es sind lediglich hier und da Self-Check-Out-Terminals dazugekommen.
Mithilfe von Künstlicher Intelligenz jedoch, könnte das Einkaufserlebnis schon bald ganz anders aussehen. Shopic hat eine KI-gestützte Technologie entwickelt, die Waren automatisch erkennt, wenn man sie in den Einkaufswagen legt. Das macht nicht nur das Scannen an der Kasse überflüssig, sondern ermöglicht auch das produktbezogene Einblenden von Coupons oder Rabattaktionen. Nach dem Einkauf müssen die Kund*innen nur noch ihr Smartphone oder ihre Kreditkarte ans Terminal des Einkaufswagen halten und schon ist alles erledigt. Der entscheidende Vorteil der Lösung: Sie ist einfach am Einkaufswagen nachrüstbar. Es sind keine Kameras und Sensoren in den Decken und Regalen der Supermärkte nötig, wie das beispielsweise bei Amazon Go der Fall ist.
Die Bedeutung von KI für das Internet of Things
In der zweiten AIxIA-Keynote des Tages beschäftigte sich dann Cameron Schuler, Chief Commercialization Officer & Vice President, Industry Innovation beim kanadischen Vector Institute, mit der Bedeutung der Künstlichen Intelligenz für das Internet of Things.
Im Mittelpunkt steht dabei das sogenannte „Reinforcement Learning“, also das bestärkende Lernen. Bei dieser Methode des Machine Learnings lernt der KI-Bot von seinem Umfeld: Er führt eine Handlung aus und wartet ab, ob seine Aktion zu positivem oder negativem Feedback führt – und passt sein Verhalten entsprechend an. Auf dieselbe Art und Weise lernen Menschen im Laufe ihrer Entwicklung. Solche Technologien können beispielsweise genutzt werden, um die Unmengen an Daten, die IoT-Geräte schon heute weltweit produzieren, zu analysieren und das Leben der Menschen zu verbessern. Denn, wie Cameron Schuler am Ende seiner Keynote anmerkte: „Die Probleme, die wir durch AI zu lösen versuchen, sind stets menschliche Probleme.“
AIxIA: KI-Startups sind wichtige Innovationstreiber
„Im Vergleich zu Ländern wie den USA oder China gibt es in Europa derzeit noch viel Aufholpotenzial im Bereich der Künstlichen Intelligenz,“ erläuterte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. „Die Kooperation mit Frankreich hilft uns dabei, Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu finden: Klima, Demographie, neue formen der Mobilität und Medizin. Je schneller wir Fortschritte machen, desto besser. Wir brauchen einen europäischen Ansatz, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht.“
Einen wichtigen Beitrag dazu können Startups leisten, denen gemeinsam mit dem Cyberlab, dem IT-Accelerator des Landes Baden-Württemberg, auf der AIxIA natürlich ebenfalls die große Bühne bereitet wurde.
asvin.io präsentierte eine Lösung, um smarte IoT-Geräte über deren gesamten Lebenszyklus sicher zu halten, denn gerade für Unternehmen stellen Cyberangriffe ein großes Problem dar. Auch Bitahoy hat sich dem Thema Cybersecurity für Smart Home-Geräte entschieden, nur dass hier der Fokus auf dem Heimnetzwerk liegt. Ist der „Bitahoy Watchdog“ in selbiges integriert, können Netzwerkangriffe in Echtzeit und ohne aufwändige Konfiguration erkannt und blockiert werden. Auch um den Schutz der Privatsphäre der Anwender kümmert sich die Lösung des Start-ups.
Die Software as a Service-Lösung (SaaS) des Startups YZR hilft derweil Unternehmen bei der Automatisierung ihrer Datenaufbereitung. Dazu kommt ein proprietäres KI-basiertes Tool zum Einsatz, das sich um Standardisierung, Kennzeichnung und Abgleich kümmert. Unternehmen können so wesentlich einfacher von den ihnen zur Verfügung stehenden Daten profitieren.
Ebenfalls auf der AIxIA vertreten war das KI-Startup Aimino Tech aus Karlsruhe. Getreu dem Motto „Good Data instead of Big Data“ hilft es mit seiner Anwendung Unternehmen dabei, ihre Datenqualität zu verbessern, um robustere und leistungsfähigere KI-Systeme zu schaffen.
AIxIA: Innovation braucht Kooperation
Die AIxIA 2021 hat erneut bewiesen, wie wichtig in diesem Zusammenhang der grenzüberschreitende konstruktive Austausch zwischen Deutschland und Frankreich ist. Beide Nationen können bereits auf etablierte Netzwerke aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zurückgreifen und noch näher zusammenrücken, um gemeinsam die Innovationen für ein zukunftsfähiges Europa voranzutreiben.