Erfahren Sie mehr über das Anwendungsbeispiel:
Mader GmbH & Co. KG
Predictive Maintenance, Success Stories
29.04.2024
Intelligente Druckluftversorgung
Was war Motivation, Grund und Ausschlag für die Implementierung der digitalen Lösung?
Ausschlaggebend für die Entwicklung war der Versuch, den internen Prozess zu verbessern. Traditionell wurde die Leckageortung bei Druckluftsystemen der Kunden per Ultraschall durchgeführt. Anschließend wurden die Ergebnisse protokolliert, in einer Excel-Tabelle aufgezeichnet und mit Bildern versehen. Da der Prozess mit Fehlern behaftet und umständlich war, sollte dieser verbessert werden. Dafür wurde eine App zur Leckageortung entwickelt, die ursprünglich für die eigenen Mitarbeiter vorgehsehen war. Erst als sich auch die Kunden für die App interessierten, wurden die Möglichkeiten erkannt. Heute verkauft Mader die App als eigenständiges Produkt. Darüber hinaus geht das Unternehmen erste Schritte in Richtung eines Pay-Per-Use-Modells. So verkauft es keine Druckluftsysteme, sondern die Druckluft an sich wird verkauft.
Welche Technologien, Kompetenzen und Strukturen waren für die Implementierung der digitalen Lösung notwendig?
Bei der Entwicklung war Mader auf IT-Kompetenzen angewiesen, um beispielsweise die gewonnenen Daten zu verarbeiten und zu interpretieren. Diese Dienstleistung wurde von außen hinzugekauft, da aufgrund des mangelnden Angebots an Fachpersonal keine eigenen Kompetenzen aufgebaut werden konnten.
In welchem Zeitraum haben sie die digitale Lösung in ihrem Unternehmen/im Kunden-Unternehmen implementiert?
2014 war der Start des Projekts. Seit Februar 2018 verkauft Mader nicht mehr ausschließlich Kompressoren, sondern auch Druckluft über ein Pay-Per-Use-Modell. Die Entwicklung wird im Markt bereits erfolgreich umgesetzt – aber bietet noch eine Vielzahl von weiteren Entwicklungsmöglichkeiten.
Welchen Mehrwert bringt die digitale Lösung?
Kompressor gibt keine Auskunft über Wartungszeiten und -Zyklen. Bisher musste ein Servicetechniker zur Überprüfung vor Ort sein oder die Maschinenstunden bei Kunden per Telefon abfragen. Die Techniker waren nicht immer rechtzeitig vor Ort und wichtiger Serviceumsatz ging verloren. Mit der neuen Technik können Daten in Echtzeit erhoben werden. Die Versorgungssicherheit beim Kunden steigt und der Serviceumsatz erhöhte sich in der Folge um 20 Prozentpunkte. Aktuell können weiterhin Alarmmeldungen und eine optimierte Leckageortung über die gewonnenen Daten angeboten werden. Mit diesen Daten werden erste Schritte hin zu Predictive Maintenance gemacht. Zentrales Instrument ist die App, die Kunden in Form eines Abonnements, das monatlich zu bezahlen ist, ersteigern. Insgesamt werden drei verschiedene Pakete zur App angeboten, die sich in Preis und Umfang unterscheiden. Somit kann Mader explizit auf die Wünsche des Kunden eingehen und bietet diese unterschiedlichen Services zur App an.
Welche Herausforderungen wurden gemeistert?
Grundsätzlich wird über den gesamten Produktionszeitraum eine Unmenge an Daten, von der Energieeinspeisung am Kompressor über die Motorschwingung bis hin zur Temperatur des Öls erhoben. Das größte Problem war, die Übermittlung der gewonnen Daten. Ein Cloud-Plugin stellte sich als optimale Lösung heraus. Die nächste Frage war jedoch, wo die Daten gespeichert werden sollen. Eine weitere Herausforderung betraf das Zeitmanagement. Bei einem Mittelständler mit Achtstundentag und Gleitzeitregelung arbeiten die Mitarbeiter nicht einfach ein Wochenende durch. Deshalb wurde der Gedanke eines Beteiligungsmodells für die involvierten Mitarbeiter entwickelt.
Welche Auswirkungen hat die neue digitale Lösung auf Kundensegment, Märkte, Partner und Unternehmensstruktur?
Um unabhängig am Markt agieren zu können wurde eine neue Gesellschaft gegründet, die LOOXR GmbH. Über diese sollen in Zukunft verstärkt Kunden akquiriert werden. Von Kunden bekommt Mader bereits jetzt eine andere Kompetenz zugewiesen. Es wird weniger über Preise und Lieferzeiten diskutiert, sondern über Technologien. Die neuen Produkte wecken die Neugier der Kunden. Die Kundenstruktur ändert sich dadurch massiv. Über die App steigt Mader bei Kunden ein, die ein Druckluftsystem bereits haben und mit ihrem Anbieter auch zufrieden sind. Es wird erstmal eine reine Leckageortung durchgeführt. Allein die anschauliche Darstellung der Leckage führt zum Nachdenken bei den Verantwortlichen. Der Folgeauftrag hat oft gar nichts mit der Ortung zu tun. Die Kunden werden größer, sowie internationaler und für Mader somit automatisch lukrativer.
Einen abschließendes Fazit:
Neue Ideen müssen entwickelt werden, solange das Geschäft läuft. Wenn ein solcher Schritt erst in einer Krisensituation gewagt wird, bestimmt die Verzweiflung den Prozess und es werden wahrscheinlich falsche Entscheidungen getroffen. Aus heutiger Sicht würde die Firma Mader verstärkt in das Projekt „Druckluft 4.0“ investieren und sofort eine Truppe von fünf bis zehn Mitarbeitern zusammenstellen.
Der Inhalt dieses Use-Cases erschien ursprünglich auf der Webseite Auf Zum Digital im Rahmen des vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg geförderten und vom CyberForum e.V. Betreuten Projekts Digitale Geschäftsmodelle@BW. Der vollständige Inhalt kann hier eingesehen werden.
Bild: Mader GmbH & Co. KG